Leidensdruck

Veröffentlicht am 28. April 2024 um 17:16

Aufgeben ist für mich noch nie eine Option gewesen. Ich liebe das Leben so sehr und möchte noch so viel erleben. Also hieß es ab jetzt kämpfen. Medikamente waren keine Option also ging ich in eine Tagesklinik und machte eine Verhaltenstherapie. Linderung im eigentlichen Sinne bekam ich dadurch nicht, lediglich konnte ich mehr oder weniger gut mit den Attacken umgehen.

 

Man erklärte mir, dass es  bei so einem großen Pensum an sogenannten Schicksalsschlägen völlig normal wäre zusammen zu brechen, doch für mich war das keine Erklärung. Gibt es nicht so viele Menschen denen es deutlich schlechter geht und die mit viel schlimmerem behaftet sind und trotzdem nicht unter Panik leiden und ihr Leben weiterhin meistern können. Ich kam mir wirklich sehr schlecht vor das ich zu fast nichts mehr selbst in der Lage war. Gleichzeitig hatte ich schon immer das Gefühl das es sehr wohl etwas körperliches ist was da in mir vorgeht. Ich merkte ziemlich schnell das jeder Hormonwechsel dazu führte das ich mich besser oder schlechter fühlte. Alle Arztbesuche liefen ins Lehre. Heute weiß ich das man mir einfach nur die Standardwerte abgenommen  und nicht tiefer geschaut hat. Selbst bei Fachärzten kam ich nicht wirklich weiter. Es wurde zwar ein Schildrüsenknoten festgestellt der immer größer wurde, aber auch da sagte man mir das er keine Hormone absondern würde welche dann zu meinen Symptomen führen könnten. Letztendlich wollte man mir die Schilddrüse operativ entfernen was ich dankend ablehnte. 


Nach circa drei Jahren hatte ich täglich bis zu 10 Panikattacken und wusste nicht mehr weiter. Nichts ging mehr und ich wollte doch nur für meine Familie wenigstens funktionieren, darum ließ ich mich wohl oder übel mit absolut schlechtem Gewissen versagt zu haben und Angst vor sämtlichen Nebenwirkungen auf Psychopharmaka ein. Auch wenn wir sehr offen in unserer Familie mit allem umgehen weiß ich nicht was das alles mit meinen Kindern gemacht hat da sie mich in der ein oder anderen Situation in der ich nicht aufstehen konnte oder Angstzustände hatte gesehen haben und das bricht mir das Herz. So viel verlorene gemeinsame Zeit.

 

Natürlich habe ich alles versucht und doch mussten sie manchmal zurückstecken, wenn es mir plötzlich so schlecht ging das wir Ausflüge abbrechen mussten. Das war die schlimmste Zeit überhaupt. Tatsächlich ging es mir mit einer sehr geringen Dosis Psychotabletten, wie ich sie immer voller Hass genannt hatte, besser und ich dachte ich hätte das schlimmste überstanden. Unerwartet wurde ich mit unserer 5. Tochter schwanger und ich setzte die Tabletten ab.  Die Schwangerschaft lief problemlos, doch dann kam der nächste Schock. 

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